Neuer Graben, Dortmund

Warum der Neue Graben?

Die Dortmunder Straße „Neuer Graben“ ist im Grunde bereits heute eine attraktive Straße. Gründerzeitbauten, zahlreiche (alte) Bäume, Kneipen, Café’s oder der Standort der FH Dortmund lassen die Straße lebendig erscheinen. Gleichzeitig führt der hohe Parkdruck bei allen Anwohner*innen, egal ob sie ein Auto besitzen oder nicht, zu Ärger. Die in den nächsten Jahren anstehenden Kanalbausanierungen bieten daher eine Chance den Straßenraum neu zu denken, sodass alle Anwohner*innen davon profitieren.

Unsere Vorzugsvariante

Aufbauend auf einer intensiven Diskussion mit der Stadtverwaltung und den Bewohner*innen des Neuen Grabens bzw. des Kreuzviertels sowie wichtiger Schlüsselakteure im Quartier, haben wir eine Vorzugsvariante für den Umbau des Neuen Grabens entwickelt. Wie bereits in den Zukunftsbildern angedeutet, haben wir die Anzahl der verfügbaren Parkplätze im öffentlichen Raum deutlich reduziert. Die dadurch frei werdenden Flächen nutzen wir um mehr Stadtgrün in Form von Beeten und Stadtbäumen anzubieten, die Fahrradinfrastruktur zu verbessern, die Gehwege zu verbreitern und die vorhandene Außengastronomie vom Gehweg auf die ehemaligen Parkplatzflächen zu verlagern. Zudem ist das illegale Parken, vor allem im Kreuzungsbereich, kaum noch möglich. Das zu Fuß gehen sowie der Radverkehr werden die wichtigsten Verkehrsmittel werden. Die Bedeutung des PKW´s sinkt deutlich. Wir glauben, uns ist so ein guter Kompromiss zwischen der notwendigen Verkehrswende, der Verkehrssicherheit, rechtlichen Auflagen (z. B. der Feuerwehr), dem Thema Klimaanpassung sowie dem Fakt, dass einige Anwohner*innen im Neuen Graben aktuell noch auf ihr Auto angewiesen sind, gelungen ist. Doch seht am Besten selbst …

Bildrechte: MUST Städtebau GmbH
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Die wichtigsten Merkmale des Zukunftsbildes sind:

  • Mehr Raum für Grün, Begegnung, Fuß- und Fahrradverkehr durch Umwandlung in Einbahnstraße und Reduzierung der legalen PKW-Stellplätze von heute rund 140 auf nur noch rund 70 Stellplätze (inkl. Behindertenparkplatz, Ladezonen, CarSharing)
  • Bauliche Maßnahmen zur Vermeidung des Falschparkens (Poller, Beete)
  • Reduzierung von Nutzungskonflikten zwischen Fuß-/Radverkehr, MIV und Außengastronomie durch faire Flächenverteilung
  • Erhöhung der Barrierefreiheit durch einen barrierefreien Übergang von Bürgersteig und Fahrbahn
  • Erweiterung des Angebots an Radverkehrsinfrastruktur durch 300 Extra-Fahrradabstellanlagen. Mehr Raum für Fußgänger durch einen breiteren Bürgersteig
  • Baumschreiben der Bestandsbäume werden gesichert und vergrößert. Insgesamt werden 16 neue Bäume gepflanzt. Zudem werden zahlreiche Flach- und Hochbeete angelegt.
  • Die verbleibenden Parkplätze werden baulich so gestaltet, dass eine spätere Nutzungsumwidmung mit geringem Aufwand und geringen Kosten verbunden ist.
  • Erstmalige Herstellung der Brandschnutzauflagen für das Anleitern der Feuerwehr im Einsatzfall (BauO NRW)

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Was bisher geschah

Im Dezember 2020 haben wir Euch, die Anwohner*innen im Neuen Graben, über das Projekt informiert. Im Rahmen einer Online-Befragung wollten wir wissen, wie Ihr die Ist-Situation bewertet und was für Anregungen und Änderungswünsche Ihr habt. Das war für uns spannend und hilfreich! Mit Euren Rückmeldungen haben wir Zukunftsbilder entwickelt, wie der Neue Graben nach dem Umbau aussehen könnte.

Ende Februar 2021 haben wir die Bilder veröffentlicht und Euch in einer zweiten Online-Befragung um Eure Einschätzung zu den Entwürfen und zum Thema Parken im Neuen Graben gebeten. Unter anderem zeigte sich: Veränderung ist möglich! Viele von Euch könnten sich die Nutzung einer nahegelegenen Quartiersgarage vorstellen oder haben gar kein Auto.

Zukunftsbilder

Der Neue Graben soll fit für den Klimawandel und die Verkehrswende werden. Mit dem Klimawandel wird Extremwetter häufiger, darauf müssen wir uns vorbereiten. Wir brauchen mehr kühlendes Grün und weniger Versiegelung, damit Regenwasser versickern kann und die Kanalisation bei Starkregen nicht überflutet wird. Außerdem soll der Straßenraum gerechter verteilt werden, sodass genug Platz für alle da ist – zum zu Fuß gehen, Rad fahren und Verweilen. Auf Basis dieser Ziele und mit Euren Rückmeldungen sind die folgenden drei Zukunftsbilder entstanden.

Status Quo

Bildrechte: MUST Städtebau GmbH/EGLV

Zukunftsbild „Fahrradstraße“

Wir wollen in dem Zukunftsbild den Straßenraum neu und gerechter aufteilen und geben Fußgänger*innen und Radfahrer*innen mehr Platz und gestalten die Straße deutlich grüner als heute.

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Die wichtigsten Merkmale des Zukunftsbildes sind:

  • Einbahnstraße
  • Stark reduzierter Parkraum
  • Radverkehr in beide Richtungen
  • Fahrradstraße heißt: Rad hat Vorrang und gibt Tempo vor
  • Breitere Gehwege, mehr Aufenthalts- und Begegnungsräume 
  • Mehr Platz für Gastronomie und Einzelhandel
  • Mehr Grün für Kühlung und weniger Versiegelung

Zukunftsbild „Shared Space“

Bei diesem Zukunftsbild gehen wir noch einen Schritt weiter. Shared Space bedeutet, alle Verkehrsteilnehmer*innen nutzen gleichrangig die Fahrbahn und nehmen gleichermaßen aufeinander Rücksicht, denn es findet keine klare Trennung zwischen den selbigen statt.

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Die wichtigsten Merkmale des Zukunftsbildes sind:

  • Einbahnstraße
  • Alle teilen sich einen Fahrstreifen, das fördert gegenseitige Rücksichtnahme und senkt das Tempo
  • Nur noch Stellplätze für Menschen mit Handicap außerdem Parkbuchten für Lieferverkehr und Taxis
  • Noch mehr Fläche für Aufenthalts- und Begegnungsräume
  • Außerdem Platz für Sport- und Spielgeräte (z. B. Tischtennisplatten oder Klettergerüste)
  • Mehr Platz für Gastronomie und Einzelhandel
  • Noch mehr Grün für Kühlung und weniger Versiegelung

Erlebnisraum Neuer Graben

Nachdem wir bereits im Februar/März 2021 in einer Online-Umfrage unsere Zukunftsbilder vor- und zur Diskussion gestellt hatten, sind wir im Sommer einen Schritt weiter gegangen. Wir wollten aufzeigen, welchen Mehrwert die konkrete Umgestaltung des Neuen Grabens bieten kann. Gleichzeitig wollten wir besser verstehen zu welchen positiven wie negativen Effekten der Wegfall von Parkplätzen im öffentlichen Raum führen könnte. Aus diesem Grund haben wir vom 01. bis 15. August 2021 insgesamt rund 40 Stellplätze des Neuen Grabens umgestaltet. Dort, wo sonst Autos parken, haben wir Blumenkübel, Sitzbänke, Liegestühle und Spielgeräte aufgestellt. Nun konnten Anwohner*innen und Passant*innen auf der Straße die Sonne genießen, zwischen den Büschen und Blumen ein Buch lesen, sich mit Freunden treffen und eine entspannte Zeit mit ihren Kindern verbringen. Wir haben in den zwei Wochen intensiv mit den Bewohner*innen des Quartiers über unsere Ideen und die Zukunftsbilder diskutiert.

Haben wir Dein Interesse geweckt?

Hast du Fragen zum Projekt im Neuen Graben? Dann melde Dich bei uns. Wir freuen uns auf Deine E-Mail.